State of Matter

Der Smarthome-Standard Matter ist gekommen, um den Markt aufzurollen. Doch wie sieht es mit der Umsetzung aus und kann der Standard seinem Versprechen gerecht werden?

Nachdem der Standard, knapp drei Jahre in der Entwicklung war, wurde er schlussendlich im November 2022 offiziell auf einem Launch-Event in Amsterdam vorgestellt.

Bereits damals kündigten viele Hersteller ihre Unterstützung an. In der sich für den Matter-Standard zuständig zeichnenden Connectivity Standards Alliance (CSA), finden sich über 500 Firmen, die unter dem Dach der Organisation vereint sind.

Darunter sind klingende Namen, wie Amazon, Apple, Google, Nordic Semiconductor, NXP Semiconductors, Samsung, Silicon Labs und viele mehr. Doch wie sieht es aus mit der Unterstützung des Standards?

Android und iOS

Matter unterstützt sogenannte Multi-Admin-Funktionalität. Dies bedeutet, dass eine Matter-Installation von unterschiedlichsten Geräten gesteuert werden kann. Für diese Steuerung wurde in unterschiedlichste Betriebssysteme mittlerweile entsprechende Unterstützung eingebaut. Diese wird meist im Rahmen der jeweiligen Smarthome-Strategie der Hersteller ausgestaltet.

So ist die Matter-Unterstützung unter iOS in die Home-App integriert. Eingeführt wurde diese Unterstützung mit der Version 16.1 von iOS. Mit diesen Updates im Oktober 2022, wurden auch andere Systeme wie watchOS mit einer Matter-Unterstützung versehen.

Unter Android wurde die Unterstützung für Matter ab Version 8.1 eingeführt, sofern die Play-Dienste ab Version 22.48.14 installiert sind. Auch hier kann das Smarthome unter Nutzung des Matter-Standards über die Home-App genutzt werden.

Smarthome-Ökosysteme

Interessant ist auch die Unterstützung der jeweiligen Home-App von Google und Apple auf dem Konkurrenzsystem. So sind die Home-Apps von Apple und Google auch auf Android respektive iOS verfügbar und unterstützen dort ebenfalls den Matter-Standard.

Andere Ökosysteme für Smarthomes sind mittlerweile ebenfalls auf den Matter-Standard angepasst. So unterstützt SmartThings von Samsung seit einiger Zeit Matter unter iOS und Android. Allerdings ist diese Unterstützung nicht komplett. So werden unter anderem Bridges, welche im Matter-Standard vorgesehen sind, durch die App noch nicht unterstützt.

Bridges dienen zur Anbindung von nicht direkt kompatiblen Systemen, an ein Matter kompatibles System. Ein solche definiert sich im Standard dadurch, dass sie ein Matter-Knoten darstellt, welcher ein oder mehrere Nicht-Matter-Geräte darstellt.

Die Alexa-App unterstützt, analog zu den anderen Systemen, seit einiger Zeit den Matter-Standard. Dies ging einher mit der Aktualisierung vieler Alexa-Echo-Geräte, insbesondere in den neuen Generationen der Gerätereihe. Mit Home Assistant verfügen Open Source-Lösungen mittlerweile auch über Unterstützung für Matter.

Border-Router und Controller

Bei Matter wird für die Kommunikation der Geräte untereinander Wi-Fi, Ethernet oder Thread benutzt; für die Kommissionierung Bluetooth LE. Näheres dazu findet sich im entsprechenden Hintergrundartikel.

Ein komplexes Matter-Netzwerk

Thread versteht sich als selbstheilendes Mesh-Netzwerk. Es ist darauf ausgelegt, Geräte miteinander zu verbinden, welche eine geringe Datenrate benötigen und möglichst wenig Energie verbrauchen sollen. Das Protokoll besticht durch sein simples Design und ermöglicht niedrige Latenzen.

Basierend auf IPv6 wird somit bei Matter ein Netz gebildet, über welches die unterschiedlichen Geräte miteinander kommunizieren. Zur Anbindung eines Thread-Netzwerks an das Matter-Ökosystem werden Border-Router benötigt, welche die Verbindung zum hauseigenen LAN herstellt.

In vielen Haushalten müssen diese allerdings nicht extra angeschafft werden, da bestehende Geräte, wie einige Smart-Speaker von Amazon, per Update zu solchen Border-Routern aktualisiert werden konnten.

Hintergrund hierfür ist, dass Thread auf IEEE 802.15.4 aufsetzt, bei welchem es sich um einen Standard für kabellose Netzwerke mit geringen Datenraten handelt. In IEEE 802.15.4 ist die Bitübertragungsschicht (Physical Layer) und die Data-Link-Schicht definiert.

Neben Thread setzt unter anderem auch ZigBee, ebenfalls ein Mesh-Protokoll, auf IEEE 802.15.4 auf, was eine Aktualisierung solcher Geräte, hin zu Thread, perspektivisch möglich macht. Damit sind viele Funkchips welche ZigBee unterstützen in der Theorie für Thread geeignet.

Apple hat die Unterstützung für Matter mit der HomePod-Version 16.1 implementiert. Auch der Apple TV kann in bestimmten Generationen als Border-Router verwendet werden. Aktuell werden der Apple TV 4K in der zweiten und dritten Generation neben dem HomePod Mini und dem HomePod in der zweiten Generation unterstützt.

Bei Amazon wurde mittlerweile eine kleine Armada an Geräten mit einer Matter-Unterstützung ausgestattet. So unterstützt der Echo der vierten Generation die Thread-Funktechnik und kann als Border-Router verwendet werden. Daneben können die Geräte Echo, Echo Plus und die Echo Dot-Serie als Matter-Controller verwendet werden. Hier wird gewöhnlich ab der zweiten und dritten Generation der Geräte eine Unterstützung geliefert.

Die eero-Router, hergestellt von einer Tochterfirma von Amazon, können als Border-Router genutzt werden. Hier findet sich eine entsprechende Unterstützung in den Modellen eero 6, eero 6+, eero Pro, eero Pro 6E und eero Pro 6.

Google verfügt über eine Reihe von Geräten, welche mittlerweile Matter unterstützen und als Border-Router genutzt werden können. So werden die Smart-Speaker Google Home, Google Home Mini, Nest Mini, Nest Audio und die Displays Nest Hub (1. Generation), Nest Hub (2. Generation) und der Nest Hub Max unterstützt. Auch der Nest Wifi Pro (Wi-Fi 6E) Router verfügt über eine entsprechende Unterstützung.

Neben den Geräten von Big Tech, finden sich in vielen Haushalten, Router der Firma AVM, namentlich die FRITZ!Box. Die neuen Modelle 5690 XGS & 5690 Pro, welche noch in diesem Jahr erscheinen sollen, verfügen neben dem von AVM bevorzugten DECT ULE auch über Unterstützung für ZigBee. Basierend auf dieser Möglichkeit, soll eine spätere Matter-Unterstützung Einzug halten. Das FRITZ!Smart Gateway soll in Zukunft ebenfalls Unterstützung für Matter erhalten.

Daneben finden sich einige andere Hersteller, welche mittlerweile entsprechende Unterstützung bzw. Border-Router liefern, namentlich der Aeotec Smart Home Hub, einige Geräte der Nanoleaf-Produktpalette und der Samsung SmartThings Hub in Version 3.

Bei anderen Geräten, wie dem Dirigera-Hub von Ikea, fehlt eine angekündigte Unterstützung immer noch.

Hardware

Doch wie sieht es bei den Herstellern der eigentlichen Smarthome-Geräte aus? Erst durch sie wird das Smarthome steuer- und erfahrbar. Neben den Konzernen Apple, Amazon und Google, welche sich in vielen Fällen mit entsprechender Software-Unterstützung und dem Bau von Border-Routern und Controllern beschäftigen, existieren auch die Firmen, welche Sensoren und Aktoren liefern.

In diesem Feld sind unter anderem Aeotec, Eve Systems, Signify und einige andere Anbieter unterwegs. Dagegen haben Hersteller, wie Belkin, ihre Unterstützung für Matter mittlerweile zurückgezogen.

Ein Sensor von Fibaro

Firmen wie Fibaro, haben sich trotz einer großen Auswahl an Smarthome-Produkten bisher nicht zu Matter geäußert. Doch wie sieht es bei den Herstellern im Einzelnen aus?

Aeotec

Aeotec, hervorgegangen aus den Aeon Labs, ist mittlerweile eine Firma mit Hauptsitz in Hamburg. Bekannt geworden ist die Firma primär durch Smarthome-Geräte, welche den Z-Wave-Standard unterstützten.

Mit dem Aeotec Smart Home Hub liefert Aeotec einen zu Matter und dem Thread-Funkstandard kompatiblen Hub. Der ZigBee-Stick, mit dem Namen Zi-Stick, soll in Zukunft, per Update, auch das Thread-Protokoll unterstützen.

Ansonsten setzen die Aktoren und Sensoren von Aeotec nicht auf Matter, sondern auf das Z-Wave-Protokoll und die entsprechende Funktechnik auf.

Eltako

Im professionellen Bereich bietet die Firma Eltako mittlerweile Matter zertifizierte Geräte an. Hier handelt es sich unter anderem um Beschattungsaktoren, ein Stromstoß-Schaltrelais und Dimmaktoren.

Damit ist es möglich, bestehende Installationen über Matter einzubinden. Neben der Matter-Integration verfügen sie unter anderem über eine REST-API, sowie eine Apple Home-Integration.

Eve Systems

Eve Systems, früher als Elgato Systems bekannt, bietet Smarthome-Geräte für unterschiedlichste Bereiche an. Mittlerweile werden von der Firma auch erste Matter-Geräte angeboten.

Der Bewegungssensor Eve Motion

Darunter fallen die schaltbare Steckdose Eve Energy, die Kontaktsenoren Eve Door & Window und der Bewegungssensor Eve Motion. Teilweise agieren die Geräte als Matter-Controller sowie als Border-Router für das Thread-Protokoll.

Die Produkte Eve Shutter Switch und Eve Flare unterstützen bereits das Thread-Protokoll und sollen mit einem späteren Update, entsprechende Matter-Unterstützung erhalten. Das Gleiche soll auch für die Produkte Eve MotionBlinds, Eve Thermo, Eve Light Switch, Eve Weather und Eve Room gelten. Für diese Geräte war eine entsprechende Unterstützung bis Ende 2022 angekündigt, wurde allerdings bisher noch nicht ausgeliefert.

Govee

Govee ist seit 2017 im Smarthome-Bereich tätig und hat unterschiedlichste Produkte wie LED-Streifen und Sensoren im Angebot. Bekannt geworden sind sie auch durch eine kurzzeitige Auslistung bei Amazon, was wohl auf das Verpackungsdesign einiger Produkte zurückzuführen war. Diese besaßen eine auffällige Ähnlichkeit mit den Philips Hue-Produkten von Signify.

Mit dem Govee RGBIC LED Strip M1 hat Govee mittlerweile sein erstes Matter fähiges Produkt auf den Markt gebracht.

Leviton

Der nordamerikanische Hersteller Leviton, ist in Europa, aufgrund seines Zuschnitts auf den amerikanischen Markt, eher weniger bekannt. Dafür liefert er in seiner Heimat entsprechende Hardware mit Matter-Unterstützung.

Zu dieser gehört ein Smart Switch, eine schaltbare Steckdose und einige Dimmer. Konkret sind dies die Geräte Smart Wi-Fi 2nd Gen D26HD Dimmer, D215S Switch, D215P Mini Plug-In Switch und der D23LP Mini Plug-In Dimmer, welche über ein entsprechendes Firmware-Update aktualisiert werden können.

Andere Geräte von Leviton, sollen in Zukunft per Update in den Genuss einer Matter-Unterstützung kommen.

Nanoleaf

Nanoleaf wurde 2012 gegründet und finanzierte erste Produkte über Kickstarter. Mittlerweile liefern sie eine Reihe von ausgefallenen Beleuchtungslösungen.

Nanoleaf stellt ungewöhnliche Beleuchtungslösungen her

Neue Produkte, wie der Essentials Matter Lightstrip und die Essentials Matter Smart Bulb, sind von Werk aus mit einer Matter-Unterstützung versehen und können in entsprechende Ökosysteme eingebunden werden.

Bestehende Produkte der Essentials-Reihe können nicht per Update auf den Matter-Standard gehoben werden, da dies seitens der Hardware nicht unterstützt wird. Ob die Produktreihen Elements, Lines und Shapes eine entsprechende Aktualisierung auf Matter erhalten ist zurzeit noch unklar. Angebunden werden diese Systeme per WLAN. Daneben arbeiten diese Geräte bereits heute als Thread-Border-Router.

Signify

Das unter der Marke Philips vertriebene Lichtsystem Hue, ist bereits seit 2012 auf dem Markt. Entwickelt und vertrieben wird es von dem mittlerweile unabhängigen Unternehmen Signify, welches früher unter dem Namen Philips Lighting firmierte.

Das System, welches auf ZigBee basiert, ist so zumindest funktechnisch unter Umständen auf Thread aktualisierbar. Die Leuchtmittel sollen allerdings nach Aussage von George Yianni, seines Zeichens Head of Technology Philips Hue bei Signify nicht auf Thread aktualisiert werden.

Hier wird seitens Signify die Strategie gefahren, nur den Hue Hub mit einer Matter-Unterstützung zu versehen. In der FAQ wird dies wie folgt beschrieben:

Alle Philips Hue Lampen und intelligentes Zubehör wie der Hue Dimmschalter und Hue Smart Button funktionieren mit Matter, wenn sie über die Philips Hue Bridge verbunden sind. Die einzigen Ausnahmen sind die Philips Hue Play HDMI-Sync Box und der Tap Dial Switch.

Auch dieses Update lässt allerdings noch auf sich warten, bzw. findet sich in einer Beta-Version, welche für Entwickler freigegeben wurde.

Der Hintergrund für diese Herangehensweise ist, dass die Hue-Bridge nicht nur als einfache Verbindung zwischen dem WLAN und den angeschlossenen ZigBee-Geräten gesehen wird, sondern als Zentrale für Abläufe und Automatisierungen.

Solche Funktionalitäten sollen nicht direkt in die Leuchtmittel eingebaut werden. Es wird befürchtet, damit die Komplexität des Systems zu erhöhen. Auch die Entscheidung, die Geräte mittelfristig nicht auf Thread umzurüsten, wird entsprechend begründet. Hier wird argumentiert, dass das entsprechende Mesh-Netzwerk über ZigBee im Laufe der Jahre produktionsreif gemacht wurde. Bei Thread steht die Befürchtung im Raum, dass hier noch viele Kinderkrankheiten und Inkompatibilitäten zu beheben sind, bis ein vergleichbarer Stand, wie mit der aktuellen Implementierung erreicht werden kann.

Mittlerweile ebenfalls zu Signify gehörend ist das ehemalige Start-up Wiz, welches auch Beleuchtungslösungen anbietet. Diese werden per WLAN angebunden und arbeiten ohne Bridge.

Bei Wiz wird Matter bei Leuchtmitteln und Smart Plugs, welche ab dem zweiten Quartal 2021 produziert worden sind, unterstützt. Die entsprechenden Updates für die meisten Bestandsgeräte sind hierbei mittlerweile erschienen.

SwitchBot

Die 2016 gegründete Firma befasst sich mit der Entwicklung von Smarthome-Geräten, wie Schlössern, Kameras und Schaltern.

Mit dem SwitchBot Hub 2 brachte sie ihr erstes Matter fähiges Produkt auf den Markt. Über diesen können andere Geräte wie SwitchBot Curtain ebenfalls per Matter angebunden werden.

Weitere Produkte sollen folgen, sind aber im Moment noch in Entwicklung. Hier sind Erscheinungstermine für das dritte und vierte Quartal 2023 anvisiert.

TP-Link

Neben Netzwerkprodukten bietet der chinesische Hersteller TP-Link mittlerweile auch eine Palette von Smarthome-Produkten an. Diese firmieren unter den Marken bzw. Unternehmen Tapo und Kasa.

Anfang des Jahres wurde mit dem Tapo P125M, einer schaltbaren Steckdose, ein Matter fähiges Produkt aus dieser Produktreihe vorgestellt.

In Zukunft sollen Matter-Updates für weitere Steckdosen, Schalter, Leuchtmittel und Thermostate erscheinen.

Tridonic

Tridonic, eine zur Zumtobel Group gehörende Firma, ist vorwiegend im professionellen Bereich bekannt. Auch hier wird an Matter-Lösungen gearbeitet, bzw. solche werden angeboten.

Die Matter-Produkte von Tridonic

Hierbei werden ein Wireless Matter Treiber, mit 24 V Konstantspannung, erhältlich in 35 W, 60 W, 100 W, 150 W, sowie ein Wireless Matter to DALI Passivmodul und ein Wireless Matter to DALI SR Modul angeboten. Über die Wireless-Module können bestehende Systeme nachgerüstet und somit Beleuchtungen Matter fähig gemacht werden.

Angebunden sind die Module per Thread. Für diese Module wurden Updates angekündigt, welche unter anderem die Änderung der Farbtemperatur möglich machen sollen, sobald dies vom Matter-Standard unterstützt wird.

Xiaomi

Unter der Marke bzw. der Tochterfirma Aqara bietet Xiaomi mittlerweile ebenfalls Matter kompatible Geräte an.

So unterstützt der Hub M2, ab der Firmware Version 4.0.0 Matter in einer Betaversion. Dabei dient dieser dann auch als Bridge, für Nicht-Matter-Geräte, wie die angeschlossenen ZigBee-Geräte. Das Update dient der Einbindung des Hubs in Matter-Umgebungen, ändert allerdings nichts am verwendeten Funkstandard im Hub selbst. Auch der Hub M1S wurde mittlerweile mit einem entsprechenden Update versehen, welches die Matter-Unterstützung im Beta-Stadium nachrüstet.

Neben diesen Hubs existieren im Portfolio von Aqara einige andere Hubs, wie der Hub E1 oder die Camera Hub-Serie. Auch diese sollen perspektivisch Updates für Matter erhalten. Angekündigt waren diese Updates für den Lauf des Jahres 2023.

Allterco

Während die Firma Allterco den wenigsten ein Begriff ist, sieht es bei der Marke Shelly anders aus. Unter dieser werden günstige Smarthome-Komponenten wie schaltbare Steckdosen, Unterputzschalter, Sensoren und einige andere Produkte angeboten.

Der Shelly Plug S

Angesteuert werden die Geräte meist per WLAN oder Bluetooth. Für die Produkte der Plus- und Pro-Reihe wurde Unterstützung für Matter für das zweite Quartal 2023 angekündigt. Allerdings wurde die Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt wieder abgesagt und auf die Zukunft verschoben. Damit ist unklar, wann mit ersten Matter-Geräten unter der Marke Shelly zu rechnen ist.

Bosch

Die Firma Bosch mischt beim Smarthome mit dem System Bosch Smart Home mit. Anfang des Jahres wurde angekündigt, dass das System kompatibel mit dem Matter-Standard sein wird.

So wurde mitgeteilt, dass unter anderem der Smart Home Controller II Matter unterstützen wird. Aktuell wird allerdings nur beschrieben, dass die Geräte auf den Standard vorbereitet sind. Ein kostenloses Update soll später folgen.

Ikea

Der schwedische Möbelproduzent wollte mit dem Dirigera einen Hub mit Matter-Unterstützung auf den Markt bringen. Während der Hub seit Ende 2022 erworben werden kann, sieht es mit dem entsprechenden Update bisher weniger erfreulich aus.

Dieses sollte im ersten Halbjahr des Jahres 2023 erscheinen. Andere Smarthome-Geräte aus dem IKEA-Bestand unterstützen gegenwärtig kein Matter. Auch entsprechende Ankündigungen sind bisher nicht erfolgt.

Da die IKEA Produkte auf ZigBee aufsetzen, wäre, wenn die entsprechenden Funkcontroller dies zulassen, ein Update auf Thread im Rahmen der Matter-Unterstützung denkbar.

Nuki

Die Firma Nuki ist vorwiegend für ihre Türschlösser bekannt. Die Kommunikation der Schlösser läuft über das Bluetooth Low Energy-Protokoll, welche auch über die Nuki Bridge eingebunden werden können und damit indirekt per WLAN ansteuerbar sind.

Eines der Smart Locks von Nuki

Auch wenn die Firma bisher keine Matter-Produkte anbietet, wurde bereits an ersten Prototypen gearbeitet. Eine Aktualisierung bestehender Produkte auf den Matter Standard ist hierbei nicht geplant.

Schneider Electric

Der französische Konzern Schneider Electric hat seine Pläne für Matter mittlerweile verkündet. So sollen die neuste Generation der Wiser Gateways mit Matter kompatibel sein. Dieses dient als Bridge für die angeschlossenen ZigBee-Geräte. Auch die Wiser Home-App soll in Zukunft mit einer entsprechenden Unterstützung versehen werden.

Die ersten Produkte, welche Matter unterstützen sollten, sind das Wiser Gateway und der Wiser Smart Plug. Allerdings ist dies bisher aus den Spezifikationen der Produkte nicht ersichtlich.

Shortcut Labs

Shortcut Labs, eine schwedische Firma, entwickelt und vertreibt mit Flic einen smarten Bluetooth-Taster und dem Flic Hub eine zentrale Steuerungsmöglichkeit für Smarthome-Geräte.

Zur Matter-Unterstützung hat sich Shortcut Labs vor etlichen Monaten geäußert. Diese ist für das Jahr 2023 anvisiert und soll sich auf sämtliche Produkte der Hub-Serie erstrecken. Bisher sind allerdings noch keinerlei Updates für diese Produkte verfügbar.

Weitere Hersteller

Neben den besprochenen Hersteller existieren noch andere Hersteller, welche das eine oder andere Matter fähige Produkt in ihrem Portfolio haben oder solche angekündigt haben. Zu diesen gehören unter anderem Mediola, Netatmo, Sonnof und Ubisys.

Interessant ist auch die angekündigte Unterstützung von Smart-TVs der Hersteller LG und Samsung. Diese sollen in Zukunft über Matter-Unterstützung verfügen und sich so zur Steuerung von Matter-Geräten eignen.

Fazit

Nach einigen Startschwierigkeiten, finden sich nun die ersten Hersteller, welche fertige Produkte für den neuen Standard ausliefern.

Allerdings scheint es auch, dass viele Hersteller die Komplexität von Matter unterschätzt haben und hier auf einen späteren Einstieg in den Markt hinarbeiten. Hier hat Matter bis zu einer entsprechenden Durchdringung des Marktes noch einiges vor sich.

Gemeinsam haben die Ankündigungen, dass sich die Matter-Unterstützung meist verspätet und gar ganz abgekündigt werden.

Ob hier die Komplexität, des doch recht umfangreichen Standards, unterschätzt wurde, darüber kann nur spekuliert werden. Daneben bedeutet eine Unterstützung für Matter nicht automatisch volle Kompatibilität. So wird auf den Echo-Geräten, in den ersten Iterationen, nur eine Handvoll Produktkategorien des Standards unterstützt. Namentlich sind dies Lampen, Schalter und Steckdosen.

Dies führt z. B. zu dem Problem, dass Matter-Bridges im Amazon-Kontext aktuell nicht genutzt werden können. Das Gleiche gilt für SmartThings von Samsung.

So fühlt sich der Matter-Start in vielen Fällen holprig an und kommt nur Stück für Stück voran. Es bleibt abzuwarten, ob hier in Zukunft, nachdem der Standard etabliert ist, Besserung kommt.

Die Einfachheit, welche dem Endbenutzer versprochen wurde, erstreckt sich leider nicht auf die Implementation seitens der Hersteller. Dies zeigt, wie herausfordernd es ist, einen neuen Standard in einem bereits etablierten Markt zu implementieren. Trotz der Versprechen von einfacher Handhabung und nahtloser Kompatibilität ist die Realität oft eine andere. Die Implementierung von Matter erfordert eine genaue Planung und sorgfältige Ausführung. Viele Hersteller scheinen sich noch in der Anfangsphase dieses Prozesses zu befinden.

Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass diese anfänglichen Herausforderungen nicht unbedingt auf langfristige Probleme hindeuten. Sie könnten viel mehr als Wachstumsschmerzen betrachtet werden, die oft mit der Einführung neuer Technologien einhergehen.

Ein bedeutsamer Aspekt, der im Kontext von Smarthome-Installationen hervorgehoben werden sollte, ist die Langlebigkeit einer solchen. Sie ist nicht auf einen kurzen Zeitraum von wenigen Jahren ausgelegt, sondern soll teilweise Jahrzehnte genutzt werden. Hier muss der Matter-Standard sich ein entsprechendes Vertrauen erarbeiten und die Hersteller eine langfristige Unterstützung bereitstellen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Golem.de und ist hier in einer alternativen Variante zu finden.

Freifunk – eine Einführung

Bedingt durch unseren Hackerspace, den wir in Neubrandenburg betreiben, habe ich mich in letzter Zeit etwas intensiver mit dem Thema Freifunk beschäftigt.

Der Hackerspace in der Stadtmauer

Es sollte ein Router an das Freifunknetz angeschlossen werden. Die Vorstellungen, welche mir davon im Kopf schwebten, war am Anfang etwas diffus. Glücklicherweise gibt es den Verein Förderverein Freie Netzwerke e. V. – welcher einem mit Rat und Tat zur Seite steht.

Die Freifunk-Community

So wird die offizielle Webseite, freifunk.net, besucht und dort finden sich folgende Punkte unter anderem die Punkte Worum geht’s? und Wie mache ich mit? – schon mal ein guter Einstieg. In früheren Jahren fand sich auf der Webseite dann noch der Satz:

Wir regeln den Rest.

Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Auf der Suche nach Informationen ist die Webseite ein guter Anlaufpunkt, im Worum geht’s?-Video klingt das Ganze noch einfach und blumig.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://vimeo.com/64814620

Für etwas Klarheit sollte sich die Organisationsstruktur der Freifunk-Community angeschaut werden. Zum einen existiert der Förderverein Freie Netzwerke e. V. Dieser betreibt unter anderem die Webseite freifunk.net. Auf der Webseite wird die Tätigkeit des Vereines wie folgt beschrieben:

Aufgabe des Fördervereins Freie Netzwerke e.V. ist die Förderung der Bildung und Kultur bezüglich kabelloser und kabelgebundener Computernetzwerke, die der Allgemeinheit zugänglich sind (sogenannte freie Netzwerke). Zu diesem Zweck betreibt der Verein die Internetplattform freifunk.net und fördert darüber hinaus diverse Aktivitäten und initiiert Projekte, die den nachfolgenden Zwecken dienen:

* Information über freie Netzwerke, insbesondere durch das Internet sowie durch Vorträge, Veranstaltungen, Vorführungen und Publikationen
* Bereitstellung von Know-How über Technik und Anwendung freier Netzwerke
* Information über gesellschaftliche, kulturelle, gesundheitliche und rechtliche Auswirkungen freier Netzwerke
* Förderung der Kontakte und des Austauschs mit Menschen und Organisationen im In- und Ausland, die im Bereich der freien Netzwerke tätig sind
* Förderung und Unterstützung von Projekten und Initiativen, die in ähnlichen Bereichen tätig sind

Neben der Freifunk-Webseite betreibt der Verein unter anderem auch den Blog freifunkstattangst.de, welcher sich mit der Frage der Störerhaftung beschäftigt.

Die lokalen Freifunk-Communitys, z. B. in Berlin, Hamburg oder auch Bielefeld, möchten an ihren Standorten dezentrale Mesh-Netzwerke aufbauen. Mittlerweile existieren über 400 solcher lokalen Communitys im deutschsprachigen Raum.

Gratis-WLAN mit Internetanbindung

Dabei wird Freifunk gerne auf die Formel Gratis-WLAN mit Internetanbindung reduziert. Bei einem genaueren Blick auf Freifunk ist dies aber nur ein netter Nebeneffekt. Genauer wird das Ganze in der Vision erklärt. Dort wird eine zentrale Frage an den Interessenten gestellt:

Wie wäre es, wenn auch online jeder mit jedem kommunizieren könnte, ohne eine Firma bei der man sich anmelden müsste?

Diese Frage beschreibt sehr gut, warum die Freifunker das tun, was sie tun. Auch das Selbstverständnis der Freifunker wird dort beschrieben:

Wir verstehen frei als

* öffentlich und anonym zugänglich
* nicht kommerziell und unzensiert
* im Besitz einer Gemeinschaft und dezentral organisiert

Die Qual der Wahl

Doch wie fängt der Interessierte an? Neben der rechtlichen Form (z. B. ein gemeinnütziger Verein) welche sich die lokale Community geben kann, gibt es viel profanere Probleme, welche es zu lösen gilt.

Ein Freifunk-Router (CC-BY / Jens Ohlig)

Ein Freifunk-Router (Jens Ohlig, Freifunk router, CC BY 3.0)

Bevor sich mit der Hardware beschäftigt werden kann, muss sich erst mit der Software – in diesem Fall der Firmware – beschäftigt werden. Schließlich muss eine kompatible Firmware für die gewünschte Hardware gefunden werden. Die Anzahl der Firmware-Varianten ist insbesondere für Einsteiger erst einmal unüberschaubar.

Es fühlt sich so an als ob jede lokale Community ihre eigene Firmware-Version nutzt. Als Einsteiger kommt der Wunsch auf hier mehr an die Hand genommen zu werden.

Fledermäuse im Mesh-Netzwerk

Die unterschiedlichen Firmwares unterscheiden sich nicht nur durch die unterschiedlichen Features, sondern auch durch die verwendeten Routing-Protokolle zum Aufbau eines Mesh-Netzwerkes. So gibt es Firmware welche das Optimized Link State Routing Protocol, kurz OLSR, nutzen, andere wiederum nutzen das Better Approach To Mobile Adhoc Networking-Protokoll (B.A.T.M.A.N.). Bei der Gründung einer neuen Community muss sich also überlegt werden, welches Routing-Protokoll eingesetzt werden soll. Schließlich sollten die anderen Router der Community mit demselben Protokoll betrieben werden.

OLSR, wurde in der RFC 3626 spezifiziert und ist ein Protokoll, bei dem jedem Knoten die komplette Topologie des Netzes bekannt ist. Damit handelt es sich um ein Link-State-Routing-Protokoll, welche sich dadurch auszeichnen, dass der Router eine Datenbank mit den entsprechenden Informationen über die Topologie aufbaut. Bei OLSR führt dies dazu, dass relativ viel Bandbreite und Rechenleistung zur Berechnung der Pfade im vermeshten Netzwerk benötigt wird.

Das Protokoll B.A.T.M.A.N. hingegen kennt nicht mehr die komplette Topologie des Netzwerkes. Stattdessen informiert jedes Gerät seine Nachbarn darüber, dass es existiert. Diese Nachbarn wiederum informieren ihre Nachbarn. Beim Routing geht es nun darum das Paket in die richtige Richtung zu schicken, ohne die komplette Route vorher zu kennen.

Mit der Weiterentwicklung B.A.T.M.A.N. Advanced, welches auf der zweiten Schicht im OSI-Modell, dem Data Link Layer arbeitet, können die entsprechenden Geräte sich mit dem vermeshten Netz verbinden und sind frei in der Wahl ihrer Protokolle auf dem OSI-Layer 3. Es spielt für B.A.T.M.A.N. Advanced keine Rolle mehr, ob auf diesem OSI-Layer DHCP, IPv4, IPv6 oder andere Protokolle genutzt werden. Seit mittlerweile über zehn Jahren befindet sich die Unterstützung für dieses Protokolls, in Form Kernel-Moduls, im offiziellen Linux-Kernel.

OpenWrt

Die Basis der meisten, wenn nicht aller Freifunk-Firmwares ist OpenWrt. Dabei handelt es sich um eine auf Linux basierende Distribution für kleinere Embedded Devices – welche vorwiegend für Router genutzt wird.

Historisch basiert OpenWrt auf der Firmware der Router-Serie WRT54G von Linksys. Der dort genutzte Linux-Kernel ist unter der GNU General Public License lizenziert und damit muss der Quellcode für die Firmware ebenfalls mit ausgeliefert werden.

Nach einigen Appellen führte dies dazu, dass Linksys, den entsprechenden Quellcode freigab. Daneben wurde im Lichte dieser Ereignisse das Projekt gpl-violations.org, welches sich der Durchsetzung der GPL verschrieb, durch Harald Welte gegründet.

Auf der Suche nach der passenden Hardware sollte sichergestellt werden, dass diese von OpenWrt unterstützt wird. Dazu gibt es in der OpenWrt-Wiki eine Table of Hardware und einen Einkaufsratgeber. Wichtig ist hier, dass das beste Gerät nicht existiert, es sollte den gewünschten Ansprüchen entsprechen und dem Einsatzzweck genügen.

Nach der Geräteauswahl, erfolgt die Auswahl der Firmware, schließlich muss der Router mit einer passenden Software bespielt werden. Auch hier ist die Auswahl wieder einmal unübersichtlich. Soll das Routing-Protokoll OSLR genutzt werden, so kann vom Meshkit eine passende Freifunk-Firmware generiert werden. Allerdings werden hier nicht alle OpenWrt-Plattformen unterstützt, sodass je nach verwendeter Hardware Meshkit ausscheidet.

meshkit.freifunk.net

Bei der Nutzung des moderneren B.A.T.M.A.N. bzw. B.A.T.M.A.N. Advance-Protokolls, kann auf Gluon gesetzt werden. Dabei handelt es sich um ein modulares Framework mit welchem eine entsprechende Freifunk-Firmware auf der Basis von OpenWrt erzeugt werden kann. Über die Hälfte der Freifunk-Communitys setzt auf diese Lösung.

Bei Gluon wird anhand einiger Konfigurationsdateien ein passendes Image erzeugt. Das Gluon-Image verfügt auch über eine Funktion für automatische Updates, mit welcher die entsprechenden Geräte mit neuen Versionen bespielt werden können.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Nach der Installation des Images auf der gewünschten Hardware ist, ist der Freifunk-Router fertiggestellt. Überspitzt ließe sich sagen, dass die Probleme damit anfangen. Auf technischer Seite gibt es bei der Standardkonfiguration das Problem, dass die Luftschnittstelle unverschlüsselt ist, was unschön ist. Ein anderes Problem ist die Haftung, womit wir bei der rechtlichen Seite von Freifunk landen.

Die Freifunk-Geräte senden ihren Traffic zu einem in der Firmware eingestellten Gateway. Damit haben die Aufsteller der Router keine Probleme. Im Gateway wird der Traffic dann in das Internet überführt. Hier wird es problematisch. Natürlich haftet in der Theorie niemand für die Straftaten anderer. Allerdings ist der Betreiber des Gateways der erste Ansprechpartner, wenn etwas schiefgeht – und im schlimmsten Fall hat dieser erst einmal eine Menge Stress mit der Judikative und der Exekutive – bis dort bemerkt wird, dass jemand anders gesucht wird. Glück dem, der sich auf das Providerprivileg berufen kann.

Als Lösung ließe sich hier unter anderem der Gateway-Traffic über einen VPN-Zugang ins Internet routen, damit das eigene Freifunk-Netzwerk unbeschwerter in Betrieb genommen werden kann. Dies ist bei den meisten Freifunk-Communitys der Standard.

Mitte 2017 beschloss der Bundestag eine Änderung des Te­le­me­di­en­ge­set­zes, in welchem die oft kritisierte Störerhaftung abgeschafft wurde. Der entsprechende Paragraph 8 des TMG enthält nun unter anderem folgenden Punkt:

(1) Diensteanbieter sind für fremde Informationen, die sie in einem Kommunikationsnetz übermitteln oder zu denen sie den Zugang zur Nutzung vermitteln, nicht verantwortlich, sofern sie

1. die Übermittlung nicht veranlasst,
2. den Adressaten der übermittelten Informationen nicht ausgewählt und
3. die übermittelten Informationen nicht ausgewählt oder verändert haben.

² Sofern diese Diensteanbieter nicht verantwortlich sind, können sie insbesondere nicht wegen einer rechtswidrigen Handlung eines Nutzers auf Schadensersatz oder Beseitigung oder Unterlassung einer Rechtsverletzung in Anspruch genommen werden; dasselbe gilt hinsichtlich aller Kosten für die Geltendmachung und Durchsetzung dieser Ansprüche. ³ Die Sätze 1 und 2 finden keine Anwendung, wenn der Diensteanbieter absichtlich mit einem Nutzer seines Dienstes zusammenarbeitet, um rechtswidrige Handlungen zu begehen.

Damit wurde auch im Freifunk-Bereich wesentlich mehr Rechtssicherheit geschaffen, sodass der Betrieb solcher offener Netzwerke wesentlich angenehmer geworden ist.

Resümee

Die Gründung einer lokalen Gruppe ist mit einigen Herausforderungen verbunden, während die Integration eigener Router in bestehende Communitys wesentlich einfacher ist. Für unseren Hackerspace haben wir beschlossen, es auf einen späteren Zeitpunkt zu vertagen, da wir unsere Energie erst einmal in andere Themen gesteckt haben.

Dieser Artikel erschien ursprünglich 2014 unter dem Titel Freifunk für Dummies und wurde anschließend für eine Veröffentlichung bei Golem.de aktualisiert.

MQTT – eine Einführung

Wer Daten von A nach B übermitteln möchte, hat unzählige Möglichkeiten dies zu tun. Je nach Anforderung und Anwendungsfall sieht die ideale Möglichkeit der Datenübermittlung anders aus. Für die Kommunikation zwischen Sensoren und im IoT-Bereich hat das Protokoll MQTT den Standard gesetzt. Immer dort wo verteilte Systeme miteinander kommunizieren müssen, eignet sich MQTT. MQTT steht für Message Queue Telemetry Transport und ist architektonisch relativ einfach aufgebaut. MQTT ist Nachrichten-orientiert und zentralisiert.

Die MQTT-Architektur

Für MQTT wird ein Broker benötigt, die zentrale Instanz an welche alle Clients ihre Nachrichten senden und sie von diesem Broker empfangen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, das sich die Clients untereinander nicht kennen. Die gesamte Kommunikation läuft über dem Broker ab. Die Nachrichten werden nicht einfach wahllos an den Broker geschickt, sondern an ein sogenanntes Topic, ein Thema z.B. bad/lichtsensor1. Diese Topics sind hierarchisch aufgebaut und werden wie ein Pfad, mit einem Slash als Trennzeichen, definiert. Die Topics können von anderen Clients abonniert werden, so das diese bei einer neuen Nachricht betreffend des Topics informiert werden. Durch den hierarchischen Aufbau ist es möglich alle Topics einer bestimmten Hierarchieebene zu abonnieren. So würde der Topic:

bad/#

alle Untertopics von bad abonnieren. Eine weitere Möglichkeit ist es an einer bestimmten Stelle im Pfad das Sonderzeichen Plus zu benutzen:

+/lautsprecher/

In diesem Beispiel würden alle Lautsprecher aller Zimmer abonniert, so wären bad/lautsprecher als auch wohnzimmer/lautsprecher abgedeckt.

Nach der Verbindung mit einer CONNECT-Nachricht antwortet der Broker mit einer CONNACK-Nachricht. Damit ist die Verbindung etabliert. Der Client abonniert in dem Beispiel (siehe Bild) den Topic bad/lichtsensor1. Nun kann der Broker den Client über Nachrichten dieses Topic betreffend informieren. Wenn eine solche Nachricht eingeht, reagiert der Client, indem er auf dem Topic bad/lautsprecher die Nachricht bzw. den Wert on hinterlässt. Soll die Verbindung später wieder beendet werden, so wird eine DISCONNECT-Nachricht gesendet.

Die Kommunikation zwischen Client und Broker

Wenn ein Client keine aktive Verbindung zum Broker hat und eine neue Nachricht auf einem Topic aufläuft, auf welches der Client ein Abonnement hält, so verpasst er diese Nachricht. Anders sieht es aus, wenn der Sender beim Senden der Nachricht das sogenannte Retain-Flag für die Nachricht gesetzt hat. In diesem Fall stellt der Broker die Nachricht später noch zu.

Für den Fall, das die Verbindung vom Client nicht beendet wird bzw. beendet werden kann, existiert in MQTT ein sogenanntes Testament. So kann es bei Sensoren, die über Batterien gespeist sind durchaus vorkommen, dass die Verbindung plötzlich abbricht. Deshalb kann ein Client ein Testament, eine Nachricht auf ein Topic, hinterlegen, welche im Falle des Verbindungsabbruches vom Broker über das Topic versendet wird.

In der Praxis existieren zwei Versionen von MQTT: MQTT 3 welches die größte Basis besitzt und MQTT 5, welches mit einigen Neuerungen aufwarten kann, um das Protokoll fit für die Zukunft zu machen. Spezifiziert wird MQTT von OASIS, der Organization for the Advancement of Structured Information Standards. Die größten Unterschiede zwischen der letzten 3er-Version 3.1.1 und 5 sind Shared Subscriptions, welche Load Balancing auf Clientseite erlauben, Negative Acks eine Art Statuscodes ähnlich den HTTP-Statuscodes und User Properties, bei denen es sich um die Entsprechung zu den HTTP-Headern handelt. Diese können unter anderem für Metadaten genutzt werden. Ergeben haben sich diese Neuerungen hauptsächlich durch die Rückmeldungen aus der Community über die letzten Jahre.

Das OSI-Modell

Technisch basiert das MQTT-Protokoll auf TCP/IP. Dabei werde die Ports 1883 und 8883 genutzt. Der erste Port ist für die unverschlüsselte, der zweite Port für die verschlüsselte Kommunikation reserviert. Im OSI-Schichtenmodell befindet sich MQTT, wie HTTP auf dem Application Layer (OSI Layer 7). Im Gegensatz zu HTTP ist MQTT bleibt die Verbindung bei MQTT auch bestehen, wenn keine Daten übertragen werden.

Gestartet wird die Kommunikation des Clients mit einer CONNECT-Nachricht, woraufhin der Broker das Ganze mit einer CONNACK-Nachricht bestätigt. Nun kann der Client Topics abonnieren und Informationen zu einem Topic senden (PUBLISH).

MQTT beherrscht drei verschiedene Stufen des Quality of Service (QoS). Stufe 0 ist vom Modell her Fire-and-Forgot; die Nachricht wird einmal versendet und danach vom Broker vergessen. Ob sie ankommt, ist auf dieser QoS-Stufe nicht relevant. Bei Stufe 1 garantiert der Broker das die Nachricht mindestens einmal zugestellt wird, sie kann aber durchaus auch mehrfach bei den Clients ankommen. Stufe 2 hingegen garantiert, dass die Nachricht exakt einmal ankommt. Offiziell sind die QoS-Stufen wie folgt benannt:

At most once (0)
At least once (1)
Exactly once (2)

Je nach gewählter QoS-Stufe kommt es zu vermehrter Kommunikation über das MQTT-Protokoll. Bei Stufe 1 würde die Gegenstelle nach einer PUBLISH-Nachricht mit einer PUBACK-Nachricht antworten. Ohne eine solche Nachricht wird bei Stufe 1 der Sendevorgang so lange wiederholt, bis er von der Gegenseite bestätigt wurde. Deshalb ist nicht sichergestellt das die Nachricht nur einmal ankommt.

Wenn dies nicht gewünscht ist, kann stattdessen die QoS-Stufe 2 genutzt werden. Hier wird in der PUBLISH-Nachricht vom Sender eine ID mitgegeben. Nach dem Empfang wird die Nachricht gespeichert, aber noch nicht verarbeitet. Der Empfänger sendet eine PUBREC-Nachricht mit der ID an den Sender. Erhält der Sender diese Nachricht, sendet er eine Release-Nachricht (PUBREL), an den Empfänger. Als letzte Aktion sendet Empfänger ein PUBCOMP-Nachricht an den Sender und verarbeitet anschließend die Nachricht. Der Sender löscht beim Empfang der PUBCOMP-Nachricht die Nachricht.

Hintergrund für die unterschiedlichen Qualitätsstufen ist der Ressourcenverbrauch; je niedriger die QoS-Stufe um so weniger Ressourcen wie Zeit, Speicher und CPU, werden benötigt, um die Nachricht zu verarbeiten.

An Brokern und Client-Bibliotheken mangelt es MQTT nicht. Zu den bekanntesten Brokern gehören Mosquitto, HiveMQ und VerneMQ. Im Produktivbetrieb muss auf eine Absicherung der Topics geachtet werden. So ist es je nach Broker möglich das diese eine Authentifizierung der Clients verlangen und erst dann den Zugriff auf die Topics erlauben. Client-Bibliotheken für MQTT gibt es wie Sand am Meer, für unterschiedlichste Systeme wie Arduino, C, Java, .NET, Go und viele weitere Sprachen und Frameworks.

MQTTBox unter macOS

Daneben existieren grafische Client, welche die Nachrichten auf dem Broker anzeigen und die Interaktion mit einem Broker ermöglichen. Zu diesen Clients gehören unter anderem MQTT.fx, mqtt-spy und MQTTBox.

Maximale URL-Länge bei HTTP

Der Uniform Resource Locator, oder in der Kurzform die URL, wird sicherlich jedem schon begegnet sein. Die URL setzt sich aus einem Schema und einem für das Schema spezifischen Part zusammen. Getrennt werden die beiden Bestandteile durch einen Doppelpunkt. Bei HTTP wäre die Angabe des Schemas (http) und dem anschließenden spezifischen Teil mit dem Host, eventuellen Informationen über den Port, Kennwörter und ähnliches und anschließend der Pfad zur gewünschten Ressource. Interessant ist allerdings die Frage, wie lang darf eine solche URL sein? Kurze URLs wie:

http://api.example.com

machen keinerlei Probleme. In der RFC 2616 finden sich erste Anhaltspunkte dazu. Die RFC trägt den Namen Hypertext Transfer Protocol — HTTP/1.1 und definiert eben dieses Protokoll. Im Abschnitt 3.2, der sich um Uniform Resource Identifiers dreht, findet sich im Unterpunkt 3.2.1 folgender Abschnitt:

The HTTP protocol does not place any a priori limit on the length of a URI. Servers MUST be able to handle the URI of any resource they serve, and SHOULD be able to handle URIs of unbounded length if they provide GET-based forms that could generate such URIs. A server SHOULD return 414 (Request-URI Too Long) status if a URI is longer than the server can handle (see section 10.4.15).

Aus diesem Abschnitt ergibt sich das URLs so lang wie benötigt sein dürfen und das HTTP-Protokoll keinerlei Beschränkung vornimmt. Sollte der Server eine lange URL nicht verarbeiten können, so soll dieser mit dem Statuscode 414 (URI Too Long) antworten. Gleich danach finden sich ein weiterer Hinweis in der RFC:

Note: Servers ought to be cautious about depending on URI lengths above 255 bytes, because some older client or proxy implementations might not properly support these lengths.

Dort wird darauf hingewiesen das es Probleme geben kann, wenn die URL länger als 255 Byte ist. Je nach Kodierung und Sprache (wie z.B. Deutsch oder Japanisch), lassen sich eine unterschiedliche Menge an Informationen in diesen 255 Byte kodieren. Allerdings wurde die RFC 2616 durch die RFC 7230 für obsolet erklärt. In dieser RFC findet sich folgender Absatz:

Various ad hoc limitations on request-line length are found in practice. It is RECOMMENDED that all HTTP senders and recipients support, at a minimum, request-line lengths of 8000 octets.

Mit diesem Absatz wird definiert das HTTP-Clients und Server eine Mindestlänge von 8000 Byte unterstützen sollen. In der Praxis stellt sich nun die Frage was wirklich funktioniert. Es existieren durchaus längere URLs, z.B. sogenannte Data-URLs, allerdings sind dies keine HTTP-URLs, sondern definierten ein eigenes Schema. Daneben existieren alte Untersuchungen zu dem Thema. Unabhängig von der theoretischen Machbarkeit existieren weitere Kriterien, wie die maximale Länge die von Suchmaschinen indiziert werden. Hier schwanken die Zahlen zwischen knapp 1800 Byte bis zu 2048 Byte.

Damit lässt sich die Frage nach der maximalen URL-Länge nicht pauschal beantworten. Mit aktueller Software auf Server- und Client-Seite, sollten 1024 Byte für die URL kein Problem sein. Längere URLs sollten mit Vorsicht genossen werden und ihre Sinnhaftigkeit noch einmal hinterfragt werden.

Wiki für das Minecraft-Protokoll

Vor einigen Tagen schrieb ich über eine Java-Bibliothek für das Minecraft-Protokoll. Dieses definiert wie der Server mit dem Client und vice versa kommuniziert. Soll mithilfe der Bibliothek ein Client für den Server implementiert werden, so werden wesentlich mehr Informationen benötigt, als die Implementierung der Bibliothek hergibt.

Zur Entwicklung eines Clients werden viele Informationen benötigt

Diese Informationen liefert die wiki.vg. In dieser Wiki sind Informationen rund um das Protokoll und die Implementierung zu finden. Dabei wird nicht nur die Java-Version, sondern auch die Bedrock-Version beleuchtet. Die Inhalte der Wiki sind unter der Creative Commons-Lizenz BY-SA lizenziert. Zu finden ist die Wiki unter wiki.vg.