Freifunk für Dummies

Bedingt durch unseren Hackerspace den wir in Neubrandenburg betreiben, habe ich mich die letzten Tage etwas intensiver mit dem Thema Freifunk beschäftigt. Wir wollten dabei einen Router mit DSL-Modem an das Freifunknetz anschließen. Die Vorstellungen, die man davon hat, sind am Anfang meist etwas diffus. Meine Anfangsvorstellung war das es einen Verein Freifunk e. V. gibt, der einen mit Rat und Tat zur Seite steht. Also wenn man Freifunker werden möchte, besucht man die Webseite, dort findet man dann die drei Punkte:

  • Welches Gerät muss ich kaufen?
  • Wo finde ich die Software?
  • Wir regeln den Rest.

Ganz so einfach ist es allerdings nicht. So bewegte ich mich auf der Suche nach Informationen quer durch die Webseite freifunk.net. Dabei wurde ich öfter als mir lieb war von 404-Meldungen des Webservers überrascht. Viele Informationen sind einfach nicht da wo man sie erwartet und so wird das ganze zur Suche der Nadel im Heuhaufen. Im Worum geht’s?-Video klingt das ganze noch einfach und blumig.

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Video-Link: http://vimeo.com/64814620

Damit wir nun etwas Klarheit in die Dunkelheit bringen, fangen wir mit der Organisationsstruktur der Freifunk-Community an. Einmal gibt es da den Förderverein Freie Netzwerke e. V. welcher auch die Domain freifunk.net betreut. Auf der Webseite wird die Tätigkeit des Vereines wie folgt beschrieben:

Der Verein konzentriert sich auf die finanzielle und ideelle Förderung von Projekten zu offenen und freien Kommunikationsinfrastrukturen. Die Mitarbeit im Verein und des Vorstands erfolgt ehrenamtlich. Er ist finanzieller und rechtlicher Hauptträger des Projekts freifunk.net, der Kampagne freifunkstattangst.de sowie weiterer Projekte und Webseiten lokaler Freifunk Communitys in Deutschland.

Es geht darum über den Förderverein Geld einzusammeln, um es in die Projekte der Communitys zu stecken. Darüber hinaus fungiert der Förderverein als juristische Person für den Providerstatus und als Vertragspartner bei Veranstaltungen, Förderprojekten, für Installations-Standorte, etc

Die lokalen Freifunk-Communitys selbst möchten an ihrem Standort dezentrale Mesh-Netzwerke aufbauen. Dabei wird Freifunk gerne auf die Formel Gratis-WLAN mit Internetanbindung reduziert. Wenn man es aber genau betrachtet, ist das nur ein netter Nebeneffekt. Genauer wird das ganze in der Vision erklärt. Dort wird eine zentrale Frage an den Interessenten gestellt:

Wie wäre es, wenn auch online jeder mit jedem kommunizieren könnte, ohne eine Firma bei der man sich anmelden müsste?

welche sehr gut beschreibt, warum die Freifunker das tun, was sie tun. Doch wie fängt man an? Neben der rechtlichen Form (z.B. ein gemeinnütziger Verein) die man sich als lokale Community geben kann, gibt es viel profanere Probleme, welche es zu lösen gilt.

Ein Freifunk-Router (CC-BY / Jens Ohlig)

Ein Freifunk-Router (Jens Ohlig, Freifunk router, CC BY 3.0)

Bevor man sich mit der Hardware beschäftigen kann, muss man sich erst mit der Software – in diesem Fall der Firmware – beschäftigen. Schließlich muss eine kompatible Firmware für die gewünschte Hardware gefunden werden. Die Anzahl der Firmware-Varianten ist dabei vor allem für den Einsteiger erst einmal unüberschaubar. Man bekommt das Gefühl, das jede lokale Community ihre eigene Firmware-Version nutzt. Als Einsteiger möchte man hier mehr an die Hand genommen werden.

Die Firmwares unterscheiden sich dabei nicht nur durch die unterschiedlichen Features, sondern auch durch die verwendeten Routing-Protokolle zum Aufbau eines Mesh-Netzwerkes. So gibt es Firmwares welche OLSR nutzen, andere wiederum nutzen B.A.T.M.A.N. Bei der Gründung einer neuen Community muss man sich also überlegen welches Routingprotokoll man einsetzen möchte. Schließlich müssen die anderen Router mit demselben Protokoll betrieben werden.

Die Basis der meisten, wenn nicht aller Freifunk-Firmwares ist dabei OpenWrt. Dabei handelt es sich um eine Linux basierende Distribution für kleinere Embedded Devices – welche vor allem für Router genutzt wird. Die Geschichte von OpenWrt begann dabei mit dem Linksys WRT54G, dessen Quelltext von Linksys herausgegeben werden musste da er GPL Teile (Linux) nutzte. Wenn man also nach einer passenden Hardware für Freifunk sucht, muss man sich anschauen welche Hardware von OpenWrt unterstützt wird. Dazu gibt es in der OpenWrt Wiki eine Table of Hardware und einen Einkaufsratgeber. Auch gibt es Möglichkeiten einen Preisvergleich für Router mit WLAN und für Router mit WLAN und Modem durchzuführen. Dabei werden nur Geräte berücksichtigt, welche OpenWrt unterstützen. Aus diesen Geräten muss man nun ein Gerät auswählen, welches den gewünschten Ansprüchen entspricht.

Nach der Geräteauswahl, erfolgt die Auswahl der Firmware, schließlich muss der Router mit einer passenden Software bespielt werden. Auch hier ist die Auswahl wieder einmal unüberschaubar. Möchte man das Routingprotokol OSLR nutzen, so kann man sich vom Meshkit eine passende Freifunk-Firmware generieren lassen. Allerdings werden hier nicht alle OpenWrt-Plattformen unterstützt, sodass man im schlimmsten Fall wieder in die Röhre schaut.

meshkit.freifunk.net

meshkit.freifunk.net

Bei der Nutzung des moderneren B.A.T.M.A.N. bzw. B.A.T.M.A.N. Advance Protokolls, kann man auf Gluon setzen. Dabei handelt es sich um ein modulares Framework mit welchem eine entsprechende Freifunk-Firmware auf der Basis von OpenWrt erzeugt werden kann. Gluon ist dabei auf GitHub zu finden. Bei Gluon passt man eine Konfigurationsdatei an und erzeugt sich dann ein passendes Image. Das Gluon-Image verfügt dabei auch über eine Autoupdate-Funktion, mit welcher man die entsprechenden Geräte mit neuen Versionen bespielen kann.

Nach der Installation des Images auf der gewünschten Hardware ist man im Besitz eines Freifunk-Routers. Überspitzt könnte man sagen, dass die Probleme damit anfangen. Auf technischer Seite gibt es bei der Standardkonfiguration das Problem, das die Luftschnittstelle unverschlüsselt ist, was unschön ist. Ein anderes Problem ist die Haftung, womit wir bei der rechtlichen Seite von Freifunk landen.

Die Freifunk-Geräte senden ihren Traffic zu einem (in der Firmware eingestellten) Gateway. Damit haben die Aufsteller der Router keine Probleme. Im Gateway wird der Traffic dann in das Internet überführt. Hier wird es dann problematisch. Natürlich haftet theoretisch niemand für die Schandtaten anderer, allerdings ist man der erste Ansprechpartner, wenn etwas schiefgeht – und im schlimmsten Fall hat man erst einmal eine Menge Stress mit der Judikative und der Executive – bis man dort merkt das man nicht der Übeltäter ist.

Damit man diesem Problem aus dem Weg geht, sollte man sich beim VPN-Anbieter seines Vertrauens, einen Zugang beschaffen und den Gateway-Traffic über diesen Zugang in das Internet routen. Damit kann man sein Freifunk-Netzwerk unbeschwert in Betrieb nehmen.

Dreister Betrugsversuch

Die Unterschriften auf der Eintragungsurkunde waren noch nicht einmal trocken und schon flatterte der erste dreiste Betrugsversuch ins Haus. Eine Rechnung vom Handels- und Gewerberegister. Gefordert wird ein Betrag von 355,97 €.

Die "Rechnung" vom Handels- und Gewerberegister

Die „Rechnung“ vom Handels- und Gewerberegister

Das Schreiben sieht hochoffiziell aus und es ist ja schließlich mit Rechnung überschrieben, also wird schon alles seine Richtigkeit haben. Im ersten Moment sieht es aus wie eine Gebühr für die Eintragung des Vereines. Das führt uns zu § 263 StGB in welchem es um Betrug geht:

Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, dass er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Wenn man sich das Schreiben genauer anschaut wird man feststellen das viele Punkte aus der Definition erfüllt sind. Das fängt damit ein das keinerlei Geschäftsbeziehung zu dem Unternehmen besteht. Das hält die DHR OOD trotzdem nicht davon ab eine Rechnung zu verschicken. Wer genauer hinschaut wird feststellen das die in Sofia ansässige Firma die Summe von 355,97 € für einen Eintrag auf handels-register.net verlangt. Wenn man die Seite besucht prangt dort in der Kopfzeile „Deutsches Handelsregister“. Man versucht alles um seriös zu wirken. Glücklicherweise ist für solche Leute ein eigener Kreis in der Hölle reserviert.

In der offiziellen Eintragungsnachricht vom Amtsgericht gibt es zu diesen Praktiken im übrigen einen netten Hinweis:

Achtung! Hinweis des Registergerichts:

Bekanntmachungen der Registereintragungen erfolgen nur noch im Internet und nicht mehr in Papierform. Die Veröffentlichungen im gemeinsamen Registerportal der Länder (kostenlos abrufbar im Internet unter www.handelsregisterbekanntmachungen.de) bieten diversen Adressbuchver1agen und anderen Unternehmen Veranlassung. gegen Entgelt Leistungen wie etwa die Aufnahme in ein Adressbuchwerk oder die Anfertigung einer Urkunde über die Registereintragung anzubieten.

Diese Angebote in Form von Rechnungen sind zwischenzeitlich auch mit einem Warnhinweis versehen, der dem gerichtlichen Warnhinweis nachempfunden ist.

Es wird daher eindringlich darauf hingewiesen dass das Amtsgericht Neubrandenburg die Abrechnungen für
Registereintragungen ausschließlich über die Landeszentralkasse Mecklenburg-Vorpommern vornimmt.

Sollten Zweifel über Zahlungsverpflichtungen oder Seriosität von Adressbuchverlagen bestehen fragen Sie Ihre IHK.

Allerdings befürchte ich, das es immer noch sehr viele Menschen gibt welche auf diese Betrügereien hineinfallen und so lange wird sich dieses Geschäftsmodell wohl lohnen.

Wie gründe ich einen Verein?

Anfang des Jahres habe ich mit einigen Mitstreitern einen Verein in Neubrandenburg gegründet. Damit andere Gründungswillige es einfacher haben, werde ich in diesem Artikel ausführen wie man einen gemeinnützigen Verein gründet. Am Anfang muss eine Satzung verfasst werden. Diese sollte idealerweise vor der Gründungsversammlung (im Idealfall knapp drei Monate) dem Finanzamt vorgelegt werden, damit dieses die Satzung auf Gemeinnützigkeit prüft. Sollte die Gründung zwischenzeitlich schon stattgefunden haben, ist dies auch kein Beinbruch. In diesem Fall müssen die Änderungen welche das Finanzamt wünscht in einer Mitgliederversammlung beschlossen werden.

Für die Gemeinnützigkeit ist es wichtig eine Einnahmen und Ausgabenrechnung und einen Tätigkeitsnachweis zu führen. Dieser muss in regelmäßigen Abständen (meist alle drei Jahre) dem Finanzamt vorgelegt werden, damit dieses beurteilen kann ob die Gemeinnützigkeit gegeben ist.

Für die Gründungsversammlung eines eingetragenen Vereines werden mindestens sieben Gründungsmitglieder benötigt. Zur Gründung selbst sollte man dabei mindestens zwei Wochen vorher unter Eingabe einer Tagesordnung einladen. Auf der Versammlung wird die Satzung beschlossen, ein Vorstand gewählt und ein Protokoll über die Gründung geführt. Die Satzung muss von allen Gründungsmitgliedern unterschrieben werden, beim Protokoll ist dies nicht notwendig (hier sollte die Versammlungsleitung und der Protokollant reichen) – sicherheitshalber kann man hier aber auch alle Gründungsmitglieder unterschreiben lassen.

Die Beglaubigung beim Notar

Die Beglaubigung beim Notar

Nach dem Gründung in Sack und Tüten ist, geht der gewählte Vorstand mit den Gründungsunterlagen zu einem Notar seiner Wahl und hinterlegt dort seine Unterschriften. Auf Wunsch kümmert sich der Notar auch um die Eintragung des Vereines beim Registergericht. Hier sollte man am Geld nicht sparen und ihn das machen lassen – man spart sich einige Arbeit.

Nachdem man beim Notar war, dauert es etwa drei bis vier Wochen, bis die Eintragung vorliegt. Wenn der Abschrift aus dem Register eintrifft, geht es wieder zum Finanzamt. Hier müssen einige Formulare ausgefüllt werden und die Registerabschrift abgegeben werden. Dies ist nötig da es sich bei der Satzungsprüfung nur um eine Vorprüfung gehandelt hat und die Gemeinnützigkeit nun anhand der eingetragenen Satzung vorläufig vergeben wird.

Da man nun im Besitz des Registerauszuges ist, kann man nun ein Konto eröffnen, sich Räume mieten und die Rechtsform mit Leben füllen.

Mitgliederverwaltung im Verein

Wer einen Verein gründen möchte bzw. in einem Verein ist und dort die Mitglieder verwalten muss sollte sich einmal die Software Admidio anschauen. Dabei handelt es sich um eine webbasierte (geschrieben in PHP) Anwendung zur Mitgliederverwaltung. Dabei kann diese Software durch zusätzliche Module flexibel erweitert werden. Herunterladen kann man die Software unter http://www.admidio.org/.