Project „Seen“

Vor einiges Zeit hatte ich Sans Bullshit Sans vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Schriftart welche mittels Ligaturen bestimmte Wörter mit durch bullshit ersetzte.

projectseen.com

projectseen.com

Mit Project Seen, gibt es eine weitere Schriftart, welche nach diesem Prinzip arbeitet. Im Gegensatz zur Sans Bullshit Sans streicht die Wörter welche von der NSA und dem GCHQ getrackt werden – womit es auch einen praktischen Zweck erfüllt. Bezogen werden kann die Schritart unter projectseen.com.

Nein!

Auf Reddit erschien vor einiger Zeit ein Kommentar rund um die Überwachung. Diesen Kommentar übersetzte Alexander Bock ins Deutsche und stellte seine Übersetzung (wie das Original) gemeinfrei. Diesen Kommentar möchte hier unverändert weitergeben:

Ich lebe in einem Land, das allgemein als Diktatur betrachtet wird. Eines der Länder des arabischen Frühlings. Ich habe einige Ausgangsperren erlebt und auch gesehen, was eine Art Überwachung wie PRISM in den USA für Folgen hat. Die Leute, die hier (Anm.: auf Reddit) über Ausgangssperren reden, wissen nicht, wie sich das wirklich anfühlt. Es geht nicht darum, dass man hineingehen muss und die praktischen Folgen davon. Es geht darum, ein Gefühl zu schaffen, dass einfach jeder und einfach alles dich beobachtet. Ein paar Punkte:

1) der Zweck dieser staatlichen Überwachung ist es, Staatsfeinde zu kontrollieren. Nicht Terroristen. Menschen, die sich um Ideen scharen, die den Status Quo destabilisieren könnten. Das können religiöse Ideen sein. Das können Gruppen wie Anonymous sein, die sich besser mit Technik auskennen, als es dem Staat gefällt. Überwachung macht es leicht zu wissen, wer diese Menschen sind. Es macht es auch sehr leicht, diese Menschen zu kontrollieren.

Sagen wir du bist ein Student und triffst dich mit ein paar Leuten, die nicht-artgerechte Tierhaltung stoppen wollen. Also machst du einen Plan um gegen diese Art der Tierhaltung zu demonstrieren. Du kommst zur Demo und wow, sie ist riesig. Du hast das nicht erwartet, du hast doch nur rumgeblödelt. Nun, jetzt ist jeder, der dort war, verdächtig. Auch wenn du streng genommen das Recht hast, zu demonstrieren, wirst du von nun an als potentieller Gefährder betrachtet.

Mit dieser Technik müssen dich die Behörden nicht mehr ins Gefängnis werfen. Sie können etwas viel unheimlicheres tun. Sie können dir einfach ein schlüpfriges Foto, dass du mit deinem Partner aufgenommen hast, zuschicken. Oder dir eine Nachricht schicken, dass sie bei deinem Vater Steuerhinterziehung nachweisen können. Oder drohen, deinen Vater den Job verlieren zu lassen. Alles, was du tun musst, damit das nicht passiert, ist deine Freunde in der Gruppe zu verpfeifen. Du musst dich jede Woche melden, oder dein Vater verliert seinen Job. Also tust du es. Du verrätst deine Freunde und obwohl sie versuchen, unter dem Radar zu bleiben, berichtest du über ihre Aktivitäten um deinen Vater zu beschützen.

2) sagen wir mal, Nummer 1) geht einfach weiter. Das Land ist jetzt in einem eigenartigen Zustand. Wirklich eigenartig. Bald entstehen Bewegungen wie Occupy, nur noch größer diesmal. Die Menschen meinen es ernst, sie sagen sie wollen einen Staat ohne diese Macht. Wahrscheinlich sehen sie ein, dass das kein Spiel mehr ist. Du siehst in den Abendnachrichten, dass Tränengas eingesetzt wurde. Deine Freunde rufen dich panisch an. Sie erschießen Demonstranten. Oh Gott. Dafür hast du dich nie gemeldet. Du sagst, scheiß drauf. Mein Vater verliert vielleicht seinen Job, aber ich werde nicht verantwortlich dafür sein, dass Menschen sterben. Das geht zu weit. Du weigerst dich, weiter Bericht zu erstatten. Du hörst einfach auf, zu den Treffen zu gehen. Du bleibst zu Hause und versucht nicht mehr die Nachrichten zu schauen. Drei Tage später steht die Polizei vor der Tür und verhaftet dich. Sie konfiszieren deinen Computer und dein Handy. Sie verprügeln dich. Niemand kann dir helfen, also schauen sie alle still zu. Sie wissen, wenn sie etwas sagen, sind sie als nächstes dran. Das ist in dem Land passiert, in dem ich lebe. Es ist kein Witz.

3) Es ist schwer zu sagen, wie lange du drin warst. Was du gesehen hast, war schrecklich. Meistens hast du nur Schreie gehört. Menschen, die darum flehen, getötet zu werden. Geräusche, die du noch nie gehört hast. Du, du hattest noch Glück. Du wurdest jeden Tag getreten, wenn sie schimmelndes Essen nach dir geworfen haben, aber niemand hat dich mit Stromschocks traktiert. Niemand hat dich vergewaltigt, oder zumindest erinnerst du dich nicht. Manchmal haben sie dir Pillen gegeben, aber das war eigentlich der beste Teil des Tages, weil du dann wenigstens nichts gespürt hast. Du hast Narben von den Misshandlungen. Dir wird klar, dass Folter im Gefängnis mittlerweile normal ist. Aber jeder, der Videos oder Bilder der Folter hochlädt, ist ein “Leaker”. Es wird als Gefährdung der nationalen Sicherheit betrachtet. Bald schon sieht eine Wunde an deinem Bein richtig schlimm aus. Du denkst, sie ist entzündet. Es gab keine Ärzte im Knast. Und es war so voll, wer weiß was in die Wunde gelangt ist. Du gehst zum Arzt, aber er weigert sich, dich zu behandeln. Er weiß, die Regierung kann die Krankenakten sehen. Dass er dich behandelt hat. Ihn nur anzurufen hat schon dafür gesorgt, dass die örtliche Polizei ihn besucht hat.

Du entscheidest nach Hause zu gehen und deine Eltern zu sehen. Vielleicht können sie helfen. Das Bein wird immer schlimmer. Du kommst zu ihrem Haus, aber sie sind nicht da. Du kannst sie nicht erreichen, egal was du versuchst. Ein Nachbar nimmt dich zur Seite: sie wurden vor drei Wochen verhaftet und seitdem nicht mehr gesehen. Du erinnerst dich dunkel daran, ihnen am Telefon von den Protesten erzählt zu haben. Nicht mal dein kleiner Bruder ist da.

4) Passiert das wirklich? Du schaust die Nachrichten. Sport. Promis. Als ob nichts los wäre. Was zur Hölle geht vor? Ein Fremder grinst dich einfältig an, während du Zeitung liest. Du tickst aus. Du brüllst ihn an: “fick dich, Alter, kannst du nicht sehen, dass ich eine scheiß Wunde am Bein hab?”

“Sorry,” sagt er, “ich wusste einfach nicht, dass noch jemand die Zeitung liest.” Es gibt seit Monaten keine echten Journalisten mehr. Sie sind alle im Gefängnis.

Jeder um dich herum hat Angst. Sie können nicht reden, weil sie nicht wissen, wer für die Regierung spioniert. Scheiße, du hast mal für die Regierung spioniert. Vielleicht wollen sie nur ihr Kind durch die Schule kriegen. Vielleicht wollen sie ihren Job behalten. Vielleicht sind sie krank und wollen den Arzt besuchen können. Es ist immer ein einfacher Grund. Gute Menschen tun schlimme Dinge immer aus einfachen Gründen.

Du willst protestieren. Du willst deine Familie zurück. Du brauchst Hilfe für dein Bein. Das ist weit mehr, als du je wolltest. Es hat angefangen, weil du artgerechte Tierhaltung wolltest. Jetzt bist du praktisch Terrorist, und jeder um dich herum könnte dich ausspionieren. Du kannst sicher keine Telefone oder E-Mails benutzen. Du kriegst keinen Job. Du kannst nicht mal mehr Leuten von Angesicht zu Angesicht trauen. An jeder Ecke sind Menschen mit Waffen. Sie haben Angst wie du. Sie wollen einfach nicht ihre Jobs verlieren. Sie wollen nicht als Verräter gebrandmarkt werden.

Das ist alles in meinem Land passiert.

Willst du wissen, warum Revolutionen geschehen? Weil die Dinge Stück für Stück schlimmer und schlimmer werden. Aber was gerade geschieht, ist groß. Es ist die Schlüsselzutat. Es erlaubt ihnen alles zu wissen, was sie wissen müssen, um das oben beschriebene zu erreichen. Dass sie es tun, ist Beweis dafür, dass sie die Menschen sind, die Überwachung wie oben beschrieben einsetzen würden. In dem Land, in dem ich lebe, behaupteten sie auch mal, dass es zum Schutze der Menschen war. Genauso in der UdSSR. Genauso in der DDR. Es ist immer die selbe Ausrede, warum man alle überwachen müsse. Aber es war nie wahr!

Vielleicht wird Obama es nicht tun. Vielleicht wird es der nach ihm auch nicht tun, oder der nach ihm. Vielleicht geht’s hier nicht um dich. Vielleicht passiert es in 10 oder 20 Jahren, wenn ein großer Krieg tobt. Oder nach dem nächsten großen Anschlag. Vielleicht geht’s um deine Tochter oder deinen Sohn. Wir wissen es noch nicht. Aber was wir wissen: wir haben jetzt eine Wahl. Sind wir damit einverstanden oder nicht? Wollen wir diese Macht einräumen oder nicht?

Weißt du, warum mich das so aufregt? Weil ich in den USA groß geworden bin und dabei jeden Tag das Treue-Gelöbnis aufgesagt habe. Mir wurde beigebracht, dass die Vereinigten Staaten für “Freiheit und Gerechtigkeit für alle” standen. Du wirst älter und lernst, dass wir in diesem Land diesen Satz durch die Verfassung definieren. Sie sagt uns, was Freiheit und Gerechtigkeit sind. Nun, der Staat hat dieses Ideal verletzt. Also, wenn er nicht mehr für Freiheit und Gerechtigkeit steht, wofür steht er dann? Sicherheit?

Stell dir eine Frage: Klingt irgendwas in der Geschichte oben nach Sicherheit?

Ich habe mir nichts ausgedacht. Diese Dinge sind Menschen passiert, die ich kenne. Wir dachten, das könnte bei uns nicht passieren. Aber stell dir vor: Es hat angefangen zu passieren.

Es regt mich auf, wenn Leute sagen “ich habe nichts zu verbergen, lasst sie alles lesen”. Die, die das sagen, haben keine Ahnung was sie sich damit einbrocken. Sie sind naiv. Wir müssen auf die Leute in anderen Ländern hören, die uns klar sagen, dass das ein furchtbares Zeichen ist. Ein Zeichen, dass es Zeit ist aufzustehen und zu sagen: nein!

PRISM BREAK

Nachdem wir nun dank Edward Snowden über PRISM und das Ausmaß der Überwachung Bescheid wissen, gibt es erste Initiativen, welche auf Alternativen hinweisen um es der NSA nicht ganz so einfach zu machen.

prism-break.org

prism-break.org

Eine dieser Initativen ist PRISM BREAK welches unter http://prism-break.org/ zu finden ist. Dort werden sichere Alternativen, zu Betriebssystemen, Diensten und Anwendungen gezeigt. Mittlerweile ist die Liste auf ein stattliches Format angewachsen, so das für jeden etwas dabei sein sollte.