Möchte man einen Mailserver auf seinem eigenen Server aufsetzen, so kann man sich durch hunderte Seiten Dokumentationen wühlen. Allerdings geht das ganze auch einfacher. Für einen Mailserver benötigen wir dabei einen MTA (Mail Transfer Agent) und einen IMAP/POP3 Server. Als MTA wird in diesem Fall Postfix und als IMAP/POP3 Server Dovecot genutzt werden. Dankenswerterweise liefert Ubuntu bereits das Paket „dovecot-postfix mit, welchen nur installiert werden muss:
apt-get install dovecot-postfix
Bei der anschließenden Installation werden einige Fragen gestellt. So sollte man bei einem dezidierten Server die Konfigurationsart „Internet-Site“ wählen. In der abschliesenden Frage sollte der Domainname des Servers eingetragen werden. Dieser muss dabei nicht mit dem Domainnamen der späteren Mailadressen übereinstimmen. So könnte der Domainname „mail.example.com“ sein, während die spätere Mailadresse „“ lautet.
Mailserver schauen nach ob der Name der IP Adresse (Reverse DNS) auch zum Mailserver passt. Nutzt man zum Beispiel die IP-Adresse 192.168.10.1 und deren Reverse DNS Name lautet „mail.example.com“ so muss auch der Hostname „mail.example.com“ lauten. Den Hostnamen kann man in der „/etc/hosts“ Datei konfigurieren. Auch ein Blick in die „/etc/postfix/main.cf“-Datei lohnt sich. Der Hostname (myhostname) sollte hier der gleiche sein. Auch das Überprüfen der Option „mydestination“ ist empfohlen.
Der Mailserver soll für verschiedene Domains zuständig sein. Außerdem sollen bei diesem Setup keine Unix Accounts für die Nutzer angelegt werden, die Verwaltung der Nutzer erfolgt virtuell. Auch auf Datenbanken zur Speicherung der Nutzer wird verzichtet, da sich dies erst ab zirka 100 Domains lohnt. Im ersten Schritt wird die Datei „/etc/postfix/main.cf“ um folgende Einträge erweitert:
dovecot_destination_recipient_limit = 1 virtual_mailbox_domains = /etc/postfix/virtual_domains virtual_mailbox_base = /var/mail/vhosts virtual_mailbox_maps = hash:/etc/postfix/vmailbox virtual_alias_maps = hash:/etc/postfix/virtual_alias virtual_minimum_uid = 100 virtual_uid_maps = static:5000 virtual_gid_maps = static:5000 virtual_transport = dovecot mailbox_size_limit = 0
Anschließend wird der Nutzer erzeugt, welcher Zugriff auf alle lokalen Mailboxen hat:
groupadd -g 5000 vmail useradd -s /usr/sbin/nologin -u 5000 -g 5000 vmail usermod -aG vmail postfix mkdir -p /var/mail/vhosts chown -R vmail:vmail /var/mail/vhosts
Postfix wird bei der Gelegenheit in Zeile 3 auch der Gruppe „vmail“ hinzugefügt. In den letzten beiden Zeilen wird der Ordner für die lokalen Mailboxen erzeugt und dem Nutzer „vmail“ zugewiesen. Danach geht es an die Konfiguration der virtuellen Mailboxen:
nano /etc/postfix/virtual_domains
In der Datei „virtual_domains“ werden die Domains festgelegt für welche das System zuständig ist. Dabei wird jede Domain zeilenweise eingetragen:
example.com example.org
Das Mapping der jeweiligen Mailadressen zu den Mailboxen findet in der Datei „/etc/postfix/vmailbox“ statt:
nano /etc/postfix/vmailbox
Dort werden auch wieder zeilenweise die jeweilige Mailadresse zu der Mailbox zugeordnet.
example.com/webmaster example.com/seeseekey
Die jeweiligen Pfade der Mailbox sind dabei nicht absolut, sondern setzen sich aus dem in „virtual_mailbox_base“ definierten Pfad und dem jeweiligen Mailboxpfad zusammen. Der Slash am Ende der Mailboxdefinition führt dazu das Postfix als Speicherverfahren „maildir“ anstatt „mbox“ benutzt, wobei „maildir“ vorgezogen werden sollte. Weiterleitungen von einer Mailadresse an eine andere, werden in der Datei „/etc/postfix/virtual_alias“ definiert:
Postfix benötigt einige binäre Lookuptabellen, welche nach jeder Änderung mittels:
postmap /etc/postfix/vmailbox postmap /etc/postfix/virtual_alias
erzeugt werden müssen. Nun muss der LDA (Local Delivery Agent) in der „/etc/postfix/master.cf“-Datei konfiguriert werden. Dieser nimmt die Mail vom MTA entgegen und speichert sie in den lokalen Mailboxen. Dazu fügen wir am Ende der Datei die Zeilen:
dovecot unix - n n - - pipe flags=DRhu user=vmail:vmail argv=/usr/lib/dovecot/deliver -f ${sender} -d ${recipient}
hinzu. Nachdem die Mailboxen über Postfix fertig konfiguriert worden sind, geht es an die Detailkonfiguration von Dovecot. In der Datei „/etc/dovecot/conf.d/10-auth.conf“ wird die Option „#disable_plaintext_auth = yes“ auskommentiert, damit keine Klartextauthentifikation möglich ist. Am Ende der Datei kommentieren wir die Zeile:
!include auth-system.conf.ext
aus und stattdessen die Zeile:
!include auth-passwdfile.conf.ext
ein. Anschließend wird die Datei „auth-passwdfile.conf.ext“ bearbeitet. Die Datei sollte nach der Bearbeitung in etwa so aussehen:
passdb { driver = passwd-file args = scheme=sha512-crypt username_format=%u /var/mail/vhosts/passwd } userdb { driver = passwd-file args = username_format=%u /var/mail/vhosts/passwd }
Im nächsten Schritt wird der LDA in Dovecot konfiguriert. In der Datei „/etc/dovecot/conf.d/15-lda.conf“ ergänzen wir dem „lda“-Block so das er anschließend wie folgt aussieht:
protocol lda { # Space separated list of plugins to load (default is global mail_plugins). #mail_plugins = $mail_plugins hostname = mail.example.com postmaster_address = auth_socket_path = /var/run/dovecot/auth-master mail_plugins = cmusieve }
Nun muss noch der Speicherort der Mailboxen bekanntgegeben werden. Dazu wird in der Datei „/etc/dovecot/conf.d/10-mail.conf“ die „mail_location“ von:
mail_location = mbox:~/mail:INBOX=/var/mail/%u
in
mail_location = maildir:/var/mail/vhosts/%d/%n
geändert. Um Probleme mit der Authentifikation von Postfix zu vermeiden muss die Datei „/etc/dovecot/conf.d//10-master.conf“ angepasst werden. Hier wird der Block:
unix_listener auth-userdb { #mode = 0666 #user = #group = }
in
unix_listener auth-master { mode = 0666 user = group = }
geändert. Nach einem Neustart der Dienste:
sudo service dovecot restart sudo service postfix restart
sollte das Mailsystem funktionieren. Ist das wider Erwarten nicht der Fall, so empfiehlt sich ein Blick in die Logdateien „/var/log/mail.err“ und „/var/log/mail.log“. Wenn die Informationen in diesen Dateien zu ungenau sind, hilft es in der Konfigurationsdatei „/etc/dovecot/conf.d/10-auth.conf“ die Optionen:
auth_verbose = yes auth_debug = yes
zu setzen. Dadurch ist die Ausgabe wesentlich ausführlicher. Möchte man einen neuen Nutzer anlegen so erzeugt man zuerst die passende Zeile für die „passwd“-Datei im „vhosts“-Verzeichnis:
echo :$(doveadm pw -p "geheim123" -s sha512-crypt):5000:5000::/var/mail/vhosts/example.com/info/
Nun muss der entsprechende Eintrag in der „/etc/postfix/vmailbox“ angelegt werden und einige Befehle ausgeführt werden:
postmap /etc/postfix/vmailbox mkdir -p /var/mail/vhosts/example.com/info chown -R vmail:vmail /var/mail/vhosts sudo service dovecot restart sudo service postfix restart
Natürlich kann man sich für das anlegen neuer Nutzer auch ein entsprechendes Skript schreiben. Nach dem Neustart der Services ist das neue Postfach eingerichtet und kann genutzt werden.
Weitere Informationen gibt es unter:
http://www.postfix.org/VIRTUAL_README.html
http://www.werthmoeller.de/doc/microhowtos/postfix/postfix_virtual_users/
http://www.asconix.com/howtos/debian/postfix-dovecot-mailserver-debian-howto
Wer einen Mailserver im Internet betreiben will, der sollte wissen was er tut!
Diese Anleitung mag einfach sein und für einen lokalen Mailserver zum spielen auch ausreichen, aber aus dem Internet sollte er nicht erreichbar sein, denn dann wäre er ein Open Relax!
Das ist nicht richtig. Wenn man nach dieser Anleitung vorgeht hat man einen Mailserver der nur nach Authentifizierung Mails verschickt. Von einem Open Relay kann hier also nicht die Rede sein.
Pingback: Mailserver mit Postgrey gegen Spam schützen | seeseekey.net
Hallo, bevor ich diese Anleitung abarbeite würde ich gerne wissen ob dies bei Debian 7 auch möglich ist? Finde dazu einfach keine korrekte anleitung…
Ich bitte um Antwort!
Da Ubuntu auf Debian aufbaut, sehe ich da keine größeren Probleme.
Damit dies auch bei neueren Dovecot-Versionen klappt würde ich folgendes plugin austauschen:
cmusieve in sieve
Wollte fragen, da ich ein newbie bin, wie dann das mailkonto am client eingestellt werden sollte, damit man auf das postfacherl zugreiffen kann? vor allem welche ports freigeschaltet werden sollten, damit der dienst auch von extern erreicht werden kann.mfg
Der Mailserver sollte je nach Konfiguration die Ports 25, 465, 587 (für SMTP) und 110, 995 (für POP3) und 143, 993 (für IMAP) durchlassen. Die Maileinrichtung auf Clientseite funktioniert wie bei jedem anderen Mailservice auch.
Pingback: Mailserver mit Postgrey gegen Spam schützen | seeseekey.net