UniOS – Selbstüberschätzung oder Hoax

Ich habe drei Jahre Zeit und bin gelangweiligt, was könnte ich also machen? Ich könnte ein Betriebssystem schreiben welches Linux, Mac OS X und Windows Programme ausführen kann. Klingt komisch? Wird noch besser.

Das ganze hört auf den Namen UniOS und wurde von einer Gruppe von Berufsschülern rund um Maik Mixdorf „entwickelt“. Die offizielle Seite ist dabei unter https://www.facebook.com/bs.uni.os zu finden, und das obwohl sie zwei Webdesigner mit im Team haben, aber Facebook ist ja bekanntlich sehr beliebt…

Aber schauen wir uns doch erst einmal das Team an welches für UniOS zuständig ist:

Maik Mixdorf – CEO & Hauptprogrammierer
Christian Jung – COO
Jonas Iven – Grafiker
Martin Szymanski – Grafiker
Max Starzinski – Programmierer
Birk Sieber – Programmierer
Kevin Konsorr – Web Entwickler
Till Sanders – Web Entwickler
Fabian Rudolph – Sound Artist
Erdem Önal – PR
Eren Önal – PR
Jan Henrik Runte – Server Management
Patrick Winiecki – Server Management

Wir haben also ein Team bestehend aus folgenden Teilen:

  • 3 Programmierer
  • 2 Grafiker
  • 1 Sound Artist
  • 2 Webentwickler
  • 2 Pressesprecher
  • 2 Administratoren
  • 1 COO für die Leitung des „operativen Geschäftsbereiches“

Doch lesen wir weiter in der Selbstbeschreibung des Dreamteams:

UniOS ist das erste Betriebssystem das es ermöglicht problemlos Windows, Mac und Linux Programme mit nur einem System zustarten.

Dabei läuft weder Microsoft Windows noch Apple Mac OS X im Hintergrund – ebenfalls findet keine Virtualisierung statt der genannten Betriebssysteme.

Egal ob Microsoft Office 2010, Apple iLife, Facetime oder Dolphin jedes bekannte Programm läuft unter UniOS ohne Treiber Probleme!

Wir können auf diesem System also Windows, Mac und Linux Software laufen lassen und das ohne Probleme. Das bedeutet natürlich das alle APIs dieser Systeme emuliert bzw. simuliert werden müssen. Für Windows gibt es in der Linux Welt ein solches Projekt welches auf den Namen WINE (Wikipedia) hört und immerhin schon 18 Jahre mit dieser Problematik zugebracht hat. Aber nun gut, die Jungs scheinen schneller zu sein…

In dem Infotext geht es damit weiter, das weder Windows noch Mac OS X im Hintergrund läuft und auch keine Visualisierung dieser Systeme stattfindet. Damit bleiben nur noch ein paar Möglichkeiten übrig:

  • sie haben selbst einen Kernel und alles was dazugehört geschrieben
  • sie nutzen als Basis ein Linux oder ein BSD et cetera

Die erste Variante halte ich einfach mal für sehr sehr (und so weiter) unwahrscheinlich, die zweite Variante schon eher. Wobei man hierbei natürlich davon ausgehen muss, das diese Informationen korrekt sind.

Die Hardware Ansteuerung übernimmt dabei ein eigens geschriebener NT-Kernel – somit müssen Nutzer jediglich die normalen Windows Treiber installieren um z.b. einen DVB-T Stick zuverwenden.
Plug and Play wird ebenfalls unterstützt.

Es wird ja immer besser, sie behaupten also den Kernel selber geschrieben zu haben. Wir benötigen also nur einen Windows Treiber und schon funktioniert Gerät X. Das klingt doch stark nach einem zugrunde liegenden Windows.

Antiviren Programme werden überflüssig dank des Sicherheitsverfahren „Sandbox“ läuft jeder einzelner Prozess in einer abgekapselten Sandbox – jemand der das System angefreifen möchte kann somit UniOS nicht komplett zum Absturz bringen.

Dieser Absatz zeigt eigentlich nur eines: Rechtschreibung wird völlig überbewertet. Nun gut das ist keine Voraussetzung um Software zu schreiben, aber ein bisschen sollte man sich das schon zu Herzen nehmen (ein wenig zumindest, ich ignoriere ja auch schon mal gerne die Kommata).

Für das Gaming ist UniOS ebenfalls bestens geeignet denn UniOS unterstützt auch Anforderungen wie Microsoft DirectX 11 oder OpenGL – somit stellen Spiele wie Crysis 2 oder Portal 2 kein Problem für UniOS da.

DirectX 11 und OpenGL wird unterstützt, was wieder für Windows oder in Ansätzen für WINE spricht.

UniOS ist modern und somit den heutigen Ansprüchen gewachsen – denn auch Technologien wie USB 3.0 oder Bluetooth 3.0 sind kompatibel!

Der Benutzer kann das Verhalten und Aussehen der Fenster anpassen – ein Windows User kann die Schliessen, Minimieren und Maximieren-Buttons auf der rechten Seite haben und ein Mac-User auf der Linken!
Somit muss sich der Nutzer bei UniOS nicht umgewöhnen auch die Tastatur-Kombinationen der jeweiligen Betriebssystemen sind möglich!

Hier sehen wir das es bei wegweisenden Technologien wichtig ist diese mit möglichst vielen Ausrufezeichen anzukündigen.

Ein nettes Gimmick stellt der iPhone-Modus da – der Nutzer kann iPhone Apps unter UniOS starten und verwenden.
So kann der Nutzer erst ein App unter UniOS testen bevor er es mit seinem iPhone synchronisiert!

Gut Windows, Mac OS X und Linux reicht nicht, also emulieren/simulieren wir auch noch iOS. Als nächstes geht die Infoseite auf die Mindestanforderungen ein:

Die Hardware Anforderungen die UniOS benötigt sind folgende:

Prozessor: mind. 1,6 Giga Heartz (Einkern Prozessor)

Arbeitsspeicher: mind. 512 MB RAM empfohlen aber 1GB RAM

Festplattenspeicher: mind. 4,4 Giga Byte freien Speicher

Grafik-Karte: mind. mit 64 MB Grafikspeicher und DirectX 9 fähig.
Mehr anzeigen

Neben der Rächtschreibung, sprechen diese Systemanforderungen eher wieder für ein Linux als Kern des ganzen. Windows 7 hat zumindestens offiziell höhere Anforderungen an das System. Als letzten Punkt auf der Infoseite finden wir folgendes vor:

Preise: UniOS 28€

Produkte:
UniOS
UniOS Pocket
UniOS Media Place

Das ganze soll also auch noch für 28 € (ab dem 1. Dezember) verkauft werden. Und Werbung von RTL gibt es auch:

Update: Das Video ist nicht mehr verfügbar, wer einen Alternativlink hat, erwähne ihn bitte in den Kommentaren.

Update: Hier ist eine Alternativversion (danke an die Kommentatoren :)):

https://www.youtube.com/watch?v=HxIBBq0Wg1E

So das war nun aber gruselig genug. Irgendwo tauchte dann auch noch die Zahl von 52 Millionen Zeilen Quelltext auf (zum Vergleich der Linux Kernel hat knapp 9 Millionen). Das bedeutet bei drei Jahren (1095 Tage ohne Schaltjahr) sind das immerhin 47.488 Zeilen pro Tag. Bei drei Programmieren macht das 15.829 Zeilen für jeden pro Tag.

Spätestens hier wird klar das es sich bei der ganzen Geschichte um eine riesige Luftnummer handelt. Doch wofür? Zur Selbstdarstellung? Am 1. Dezember werden wir es erfahren, aber ich vergaß, an diesem Tag wird nichts passieren außer dem Platzen einer riesigen Luftblase. Desweiteren stellt sich die Frage, wenn der ganze Spaß nur zusammengebastelt ist, gibt es sicherlich auch einige Probleme mit diversen Lizenzen, aber glücklicherweise haben wir alle unsere eigenen Probleme…

Weitere Informationen gibt es unter:
http://linuxundich.de/de/allgemein/unios-windows-macos-x-und-linux-unter-einer-haube/
http://trompetenkaefer.wordpress.com/2011/07/14/unios-chairsos-das-uberbetriebssystem/
http://board.gulli.com/thread/1659173-das-betriebssystem-chairs/
http://debianforum.de/forum/viewtopic.php?f=15&t=130455&p=836576
http://www.pc-magazin.de/news/unios-das-eierlegende-wollmichsau-os-1158651.html
http://www.thinknext-media.net/online-marketing-news/hat-windows-ausgedient-chairs-will-die-computerwelt-revolutionieren/
http://www.wa.de/nachrichten/kreis-unna/stadt-werne/maik-mixdorf-vermarktet-betriebssystem-1336141.html

32 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Dummerweise ist das Video plötzlich nicht mehr verfügbar. Das hätte ich mir zu gern mal angesehen :-)

  2. na soviel eigene probleme kannste ja nich haben, wenn du genug zeit findest dieses startup so umfangreich zu kommentieren.

  3. Luftnummer ist ein veraltetes Wort. Zwischenzeitlich nannte man so etwas „Powerpoint-Produkt“, inzwischen scheint der Begriff „Facebook-Produkt“ neu dazu gekommen zu sein. :-)

    Wie wir wissen, muss WINE viele Sicherheitslücken von Windows nachbauen, damit bestimmte Windows-Anwendungen überhaupt funktionieren. Wenn man aber großartig noch „NT-Kernel“ und „Windows-Treiber“ schreibt, bedeutet das, dass das System so ziemlich alle Sicherheitslücken von Windows aufweisen muss. Da Treiber direkt auf dem Kernel aufsetzen, kann es also mit der Unempfindlichkeit gegenüber Viren nicht weit her sein…

    Schon daran erkennt man die „Ernsthaftigkeit“ der Aussagen. Bzw. das technische Verständis der Beteiligten.

  4. So langsam hat sich aber auch wirklich jeder Linux blog über die Hochstabler lustig gemacht. Mehr Beachtung als die verdienen, meiner Meinung nach.

  5. Auf Facebook hat „UniOS“ auf einige Fragen bezug genommen:

    „- Der Source wird am selben Tag wie die Beta version veröffentlicht.
    – 52 Mio Zeilen Code besteht nicht komplett aus eigener Leistung, wie gesagt wir haben den Linux Kernel übernommen und der besteht ja auch aus einigen Zeilen^^“

    Also doch Linux:P

    • „UniOS wird definitiv ein Linux-Paketmanagment System nutzen. Die Pakete müssen dabei im RPM Format vorliegen und für Ubuntu kompliiert sein.“
      RPM und Ubuntu………!?

  6. m.youtube.com/watch?desktop_uri=http%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DHxIBBq0Wg1E&v=HxIBBq0Wg1E&gl=US

    Leider am Smartphone deshalb die Adresse :'(

  7. Aus dem Video:

    „Das hat der User, was er bei den anderen nicht hat“ … „man muss nicht Taskleiste da haben oder Icons so benutzen“ … „Communityseite um Icons zu tauschen“

    Boah ich kann es nicht fassen, diese Revolution. Meine Icons will ich nicht als Mnemonik für Programme und Dateien nutzen, sondern die sollen alle im Rudel meiner Maus hinterher laufen. Ich meine Klar, man kann unter Linux seine Leiste an jeden beliebigen Bildschirmrand verschieben, ich will aber die Leiste in der Mitte des Bildschirms. Und sicherlich gibt es Seiten wie Gnomelook.org aber da wird man ja von ganzen Themes völlig abgelenkt, ich will eine Seite, wo man nur Icons tauschen kann.

    Ich tu mich schon so dolle freuen, auf das neue superOS, das endlich mal mit allen Gewohnheiten bricht.

    „hatte ich immer wieder in den letzten 3 Jahren so einen Punkt wo ich mir dachte, ich brech das jetzt ab, das macht keinen Sinn“

    Tja mein Junge, sowas nennt man Vernunft, aber du hast sie erfolgreich bekämpft.

    „probier daranne rum“

    Wenigstens ein paar Pluspunkte für lustigen Dialekt. :D

  8. Vom Aufbau und der Organisation her macht auf mich eher den Eindruck eines Schulprojektes. Und als solches würde ich es sogar sehr lehrreich finden ;) Daher will ich mich den allgemeinen Bashing nicht anschließen und hoffe, dass das Projekt im Sande verläuft, ohne in der Öffentlichkeit das Image von Linux zu beschädigen.

  9. Naja, ist doch alles hoch professionell.

    Auf einem Berufskolleg (Warteschleife für Hauptschüler die keinen Ausbildungsplatz gekriegt haben) hat der Informatik FACH!!!Lehrer eben nur mit Genies zu tun…

    Kleinkarriertes Gemäkel… Hochprofessionell übrigens auch das Marketing: Faceebook und Suppot-Email bei Freenet… Werden die DVD als selbstgebrannte, Filzstift beschriftete Special Edition bei Ebay vertickt?

    Auch ja, hab ja nächte Woche Urlaub.

    Mein neues Betiebssystem kann außer Mac, Linux und Windows auch OS/2, BSD (Net-free- und open- selbstverständlich) auch auf dem Schmartphone, der Waschmaschine und dem programmierbaren Küchenhers ausführen.

    Und was mach ich in der zweiten Woche? Fusionsreaktor? Marsmission?

    Jo

    P.S. An der DOS-Kompatibilität arbeite ich noch….

  10. Hallo!

    Zitat: „Dieser Absatz zeigt eigentlich nur eines: Rechtschreibung wird völlig überbewertet. Nun gut das ist keine Voraussetzung um Software zu schreiben, aber ein bisschen sollte man sich das schon zu Herzen nehmen“ – wäre schön, wenn Du selbst Deinen eigenen Ratschlag befolgen würdest. ;-)
    Sowas wie „Das bedeutet natürlich das alle APIs dieser Systeme emuliert bzw. simuliert werden müssen“ liest sich wie eine ganz eigene Rechtschreibung.

    • Was ist an dem Satz denn auszusetzen? Habe ihn noch ein paar mal gelesen, konnte aber nicht verwerfliches finden ;)

  11. Hallo!

    Zitat: „Das bedeutet natürlich das alle APIs dieser Systeme emuliert bzw. simuliert werden müssen“ – mir gefiele allerdings „Das bedeutet natürlich, dass alle APIs dieser Systeme emuliert bzw. simuliert werden müssen“ besser.
    Ähnlich bei dem Satz: „Spätestens hier wird klar das es sich bei der ganzen Geschichte um eine riesige Luftnummer handelt“ – besser wäre „Spätestens hier wird klar, dass es sich bei der ganzen Geschichte um eine riesige Luftnummer handelt“.

  12. bei den entwicklern im video surfen mindestens 2 auf facebook ;) und keiner hatte eine ide offen: fail!!! wenn das kein fake is dann weiß ich auch nich.

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